Das Rote-Liste-Zentrum (RLZ) richtet als beigeordnetes Gremium einen Rote-Liste-Beirat (RL-Beirat) ein, der im Januar 2020 seine Arbeit aufgenommen hat. Im Folgenden werden die Hintergründe erläutert, die der Einrichtung des RL-Beirats zugrunde liegen, seine Zusammensetzung und die Wahl der Mitglieder sowie seine Funktion.
Auch wenn durch die Neustrukturierung der Erstellung Roter Listen Deutschlands viele vorbereitende Arbeiten sowie die Koordinationstätigkeit ganz oder teilweise finanziert werden können, so bleiben die Roten Listen Deutschlands nach wie vor ein Sachverständigengutachten, das auf das ehrenamtliche Engagement hunderter Expertinnen und Experten in ganz Deutschland angewiesen ist. Diese bringen ihre Daten und ihr Wissen ein, das sie zum Teil über viele Jahrzehnte erworben haben. Sie unterstützen den formalen Prozess der Gefährdungseinschätzung der Taxa ihrer Artengruppe durch ihre auf Erfahrungswerten basierende Interpretation der vorhandenen Daten. Um die oftmals ehrenamtlich tätigen Expert en und Expertinnen eine Mitwirkung bei der allgemeinen Entwicklung und Gestaltung der Roten Listen auf Bundesebene zu ermöglichen, wurde der RL-Beirat als ein dem Rote-Liste-Zentrum beigeordnetes Gremium etabliert.
Kernaufgabe des RL-Beirates ist es, die Arbeit des RLZ in fachkundiger und kritischer Begleitung zu unterstützen, das RLZ zu beraten und zu dessen Weiterentwicklung beizutragen. Der RL-Beirat vertritt hierbei zuvorderst die Interessen der an der Entwicklung der Roten Listen beteiligten Expertinnen und Experten. Der RL-Beirat dient außerdem als Austauschplattform, mit deren Hilfe Informationen über die Arbeit des Rote-Liste-Zentrums an die Autorinnen und Autoren sowie an die Bearbeiter und Bearbeiterinnen der Roten Listen weitergegeben werden können. Umgekehrt gelangen so Anregungen und Entwicklungen aus den Expertengruppen an das Rote-Liste-Zentrum. Da zwei der gewählten Mitglieder des RL-Beirates auch stimmberechtigte Mitglieder in der Steuerungsgruppe des Rote-Liste-Zentrums sind, hat der RL-Beirat direkten Einfluss auf die Entscheidungen, die in der Steuerungsgruppe getroffen werden.
Der RL-Beirat hat 7 Mitglieder: 5 werden durch die am Erstellungsprozess der Roten Listen Deutschlands beteiligten Expertinnen und Experten gewählt, 1 wird vom Rote-Liste-Zentrum und 1 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) entsandt. Diese Zusammensetzung stellt sicher, dass die gewählten Vertreter und Vertreterinnen der Expertinnen und Experten immer die Mehrheit haben, dass aber gleichzeitig das Rote-Liste-Zentrum und das BfN an der Arbeit des RL-Beirates beteiligt werden und den Informationsfluss von RL-Beirat zum Rote-Liste-Zentrum/BfN und umgekehrt sicherstellen können.
Die Wahl des RL-Beirats fand im November und Dezember 2019 im Rahmen der Autorentagung und durch Briefwahl statt. Die Wahlbeteiligung lag insgesamt bei 57 Prozent. Der aktuelle RL-Beirat besteht aus:
Informationen zu den gewählten Vertretern der Art-Expertinnen und -experten sowie deren Kontaktdaten finden Sie in den nachfolgenden Info-Boxen.
Kurzbiographie Dr. Ulrich Schulte
41 Jahre alt. Studium der Biologie. Nach einer Anstellung an der Universität Trier, Mitarbeit in einem Planungsbüro, parallel für die DGHT Bearbeitung eines FuE Projektes des BfN zur Entwicklung eines Atlas der Amphibien und Reptilien in Deutschland. Danach 2,5 Jahre Mitarbeiter im BfN im Fachgebiet Monitoring (FFH / SPA Monitoring). Seit Frühjahr 2017 freiberuflicher Gutachter im Artenschutz, spezialisiert auf Amphibien und Reptilien vorwiegend im Bereich der Verkehrswegeplanung. Koordinierung der Gefährdungsanalyse und Erstellung der RL der Amphibien und Reptilien im Rahmen des gegründeten Rote Liste Gremiums für die beiden Artengruppen.
Kontakt: ulr.schulte@web.de
Kurzbiographie Dr. Matthias Nuß
Jahrgang 1966, Beruf Kartograph (1986), Diplom Gartenbauingenieur (1993), Dr. rer. nat. in Spezieller Zoologie. Entomologische Betätigung seit 1982, ab den 1990er Jahren Spezialisierung auf Pyraloidea (Zünslerfalter): integrative Taxonomie, Phylogenie, Koordination Globales Informationssystem für die etwa 16.000 Arten, 2012 erste Rote Liste für Deutschland. Seit 1998 am Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden als Leiter der Sektion Lepidoptera (Schmetterlinge). 2006 Gründungsmitglied und seit dem Vorsitzender des Arbeitskreises Entomologie im NABU Landesverband Sachsen e. V. und hier Koordination von Citizen Science Projekten: „Wo tanzt das Glühwürmchen?“ (2007–2009) und „Insekten Sachsen“ (seit 2010). 2015 Koautor des Memorandums zur Zukunft der Roten Listen gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Seit 2015 Kooperationsprojekt „Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ mit mittlerweile über 400 insektengerecht bewirtschafteten Wiesen sowie von 2016–2019 F+E Projekt „Schmetterlinge Deutschlands“ zur deutschlandweiten Zusammenfassung von Nachweisdaten von Schmetterlingen als Grundlage für die Bearbeitung der nächsten Rote Liste.
Kontakt: matthias.nuss@senckenberg.de
Kurzbiographie Dr. Carsten Renker
Studium der Biologie, Geographie und BWL an der Georg-August-University Göttingen. 1999 Diplomarbeit zum Thema “Zur Verbreitung der Mollusken (Gastropoda et Bivalvia) in einer Mittelgebirgslandschaft am Beispiel des Landkreises Göttingen (Südniedersachsen)". Anschließend wissenschaftlicher Assistent am Herbarium Haussknecht im Rahmen des Projektes "Flora von Thüringen". Promotion am Institut für Ökologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Thema "Optimization and application of molecular ecological methods to analyze mycorrhizal and other soil fungi in the perspective to study their function for ecosystem regeneration". Anschließend wissenschaftlicher Assistent am Institut für Botanik der Universität Leipzig und am Department für Terrestrische Ökologie des Umweltforschungszentrums in Halle (Saale). Seit 2006 Leiter der Zoologischen Sammlungen am Naturhistorischen Museum Mainz. Nach Stellenreduktion seit 2013 auch Geschäftsführer des ConchBooks-Verlags. In den letzten Jahren vermehrte Tätigkeit als freier Gutachter im Umweltbereich.
Kontakt: info@conchbooks.com
Kurzbiographie Thomas Breunig
Diplom-Geograph, 62 Jahre alt, Studium der Physischen Geographie, Bodenkunde und Botanik, seit 1983 ehrenamtlicher Mitarbeiter bei floristischen Kartierungen (Hessen, Baden-Württemberg, Schweiz); Autor der RL der Farn-und Samenpflanzen Baden-Württemberg (mit S. Demuth) und der RL Biotoptypen Baden-Württemberg. Im Jahr 1991 Gründung des Instituts für Botanik und Landschaftskunde in Karlsruhe zusammen mit Dr. K.P. Buttler, bis heute Leiter dieses Instituts; 1. Vorsitzender der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e.V. (seit 2000). Betreuung ehrenamtlicher floristischer Stichprobenerhebungen, seit 15 Jahren Mitarbeiter beim Biodiversitätsmonitoring der Schweiz. Ein Interessensschwerpunkt ist die Entwicklung von Methoden für reproduzierbare Florenerhebungen auf Betrachtungsebene der Landschaft.
Kontakt: breunig@botanik-plus.de
Kurzbiographie Dr. Julia Kruse
Dr. Julia Kruse, geboren 1989 in Eckernförde (Schleswig-Holstein). Bereits sehr früh intensive Beschäftigung mit Blütenpflanzen und Pilzen und später in den Phytoparasiten eine Leidenschaft gefunden. In zahlreichen Kartierungsprojekten aktiv, Mitglied in vielen Internetforen und floristischen/mykologischen Vereinen, aktive Nachwuchsförderung mittels Kurse (Bestimmung Phytoparasiten) und Newslettern per email zum Thema, Buch für Einsteiger geschrieben (Faszinierende Pflanzenpilze) und Homepage sowie facebook-Seite zu Phytoparasiten. Bachelorstudium Biologie in Hannover, Masterstudium Biodiversität und Ökologie in Bayreuth. Promotionsstudium am BiK-F (Senckenberg) in Frankfurt mit dem Thema „Die Phylogenie der Brandpilze (Ustilaginomycotina)“ und Ende 2018 Verleihung des Doktortitels. Im selben Jahr Verleihung des Oscar-Brefeld-Preises durch die DGfM für wissenschaftliches Engagement. Im Anschluss an die Promotion für eine Postdoktoranden Stelle zum Thema „Diversität, Ökologie und Evolution von Brandpilzen und weiteren Gruppen“ nach Australien ans Herbarium in Brisbane. Seit Mai 2019 in Bad Dürkheim am Pfalzmuseum die neue Kuratorin für Pflanzen, Pilze, Moose, Flechten und Algen. Neben der Pflege, Verwaltung und dem Ausbau der Sammlung, zählen Führungen, Vorträge und Ausstellungskonzeptionen zum Programm. Aktuell in verschiedenen Kooperationsprojekten aktiv um die Forschung und Schutz bei den Pilzen weiter voran zu bringen, wie z.B. die Erstellung einer Roten Liste Phytoparasiten Rheinland-Pfalz (momentan Datenerhebungen) oder auch diverse Kooperationsprojekte, unter anderem mit Senckenberg und der Universität in Brisbane. Laborarbeit führe ich weiterhin in unregelmäßigen Abständen am Biodiversitäts- und Klima-Forschungszentrum durch, vor allem Barcoding und Sequenzierungen.
Kontakt: julia.kruse1@gmx.de
Die 5 Personen, die die an der Erstellung der Roten Listen Deutschlands beteiligten Bearbeiterinnen und Bearbeiter vertreten, werden von diesen alle drei Jahre gewählt. Dazu findet eine Präsenzwahl während der Rote-Liste-Autorentagung statt, gefolgt von einer Briefwahloption für alle Wahlberechtigten, die nicht an der Tagung teilnehmen können. Etwa vier Monate vor der Wahl ergeht ein Aufruf zur Kandidatenbenennung an alle Wahlberechtigten. Die erste Wahl zum RL-Beirat findet im November und Dezember 2019 statt.
Wahlberechtigt sind alle Autorinnen und Autoren sowie Bearbeiter und Bearbeiterinnen der jeweils aktuellen Roten Listen Deutschlands sowie derjenigen Roten Listen, die sich zum Zeitpunkt der Wahl gerade in der Erstellung oder Überarbeitung befinden. Ausnahme: Beschäftigte des Rote-Liste-Zentrums und des BfN, die gleichzeitig Autorinnen oder Autor bzw. Bearbeiterinnen oder Bearbeiter einer Roten Liste sind, haben nur aktives aber kein passives Wahlrecht für den RL-Beirat. Sie können also mitwählen, sich aber nicht zur Kandidatur für den RL-Beirat aufstellen lassen.
Weitere Details zur Funktion und den Aufgaben des Rote-Liste-Beirats finden sich in der Beirats-Satzung. Der genaue Ablauf der Wahl ist in einer Wahlordnung festgelegt.
Fragen zum Rote-Liste-Beirat beantwortet das Rote-Liste-Zentrum gerne unter: rote-liste-zentrum@dlr.de.