Der Blau- und Violettschiller der Feuerfalter ist einzigartig auf der Welt – keine andere Schmetterlingsgruppe besitzt solche Farben. Dabei ist der metallisch wirkende Schiller gar keine echte Farbe, denn er wird durch Lichtbrechung erzeugt. Dafür verblasst er auch nicht.
Der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle) trägt ihn in seinem Namen. Der kleine, zur Familie der Bläulinge gehörende Falter ist trotzdem schwer zu entdecken, wenn er nicht gerade auf einer gelben oder weißen Blume Nektar saugt. Er lebt in brach liegenden oder wenig genutzten Nassgrünländern einiger weniger Mittelgebirge und des Alpenvorlandes, wo seine einzige Raupennahrungspflanze, der Schlangen-Wiesenknöterich (Bistorta officinalis), große Bestände bildet. Die Falter fliegen in einer Generation vor allem im Mai. Eine Ausnahme bilden die letzten Vorkommen des Tieflandes in der Nähe der Ostsee, wo Lycaena helle zwei oder drei Generationen ausbilden kann und dann während des gesamten Sommers zu finden ist.
Die Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters sind stark zurückgegangen. Es ist nicht sicher, ob dieser Trend aufgehalten werden kann und ob es gelingt, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. In der Roten Liste aus dem Jahr 2011 wird L. helle in die Kategorie „Stark gefährdet" eingestuft.
Die Bestände des Blauschillernden Feuerfalters sind empfindlich gegenüber zu intensiver Mahd oder Beweidung und gegen Nährstoffeintrag. Bei längerem Nichtstun wachsen die Habitate mit Gehölzen zu; das hält der Falter eine Zeitlang aus, denn lichte Feuchtwälder sind sein ursprünglicher Lebensraum. Bei zu starker Beschattung verschwindet er dann auch dort. Der Blauschillernde Feuerfalter benötigt auch eine wirksame Vernetzung seiner Lebensräume – das nächste geeignete Biotop darf nicht allzu weit entfernt sein. Sein größtes Problem ist jedoch der Klimawandel, denn als Art, die an kühle Sommer und kalte Winter angepasst ist, wird es ihm allmählich zu warm. So hat er die niedrigen Lagen von Westerwald und Eifel bereits geräumt und ist dort heute auf die Hochlagen beschränkt. Weiter nach oben ausweichen kann er aber nicht, weil bereits bei 650 bzw. knapp 700 m über dem Meeresspiegel Schluss ist.
Lycaena helle ist im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet. Das ermöglicht den Naturschutzbehörden, zur Verbesserung der Bestandssituation von der EU finanzierte Life-Projekte durchzuführen, so z. B. im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel.
Weitere Informationen zur Rote-Liste-Bewertung des Blauschillernden Feuerfalters – inklusive Bestandssituation, kurz- und langfristiger Bestandstrend sowie Verantwortlichkeit Deutschlands für die weltweite Erhaltung dieser Art – finden Sie über die Suchfunktion unserer Artensuchmaschine.
Die bundesweiten Roten Listen dokumentieren auf wissenschaftlicher Grundlage und in verdichteter Form die Gefährdung der einheimischen Arten. Damit sind sie ein stets verfügbares Fachgutachten, ein Frühwarnsystem für die Entwicklung der biologischen Vielfalt und eine Argumentationshilfe für umweltrelevante Planungen. Rote Listen zeigen den vordringlichen Handlungsbedarf im Artenschutz auf.
Reinhardt, R. & Bolz, R. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M., Balzer, S., Becker, N., Gruttke, H., Haupt, H., Hofbauer, N., Ludwig, G., Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 167–194.
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind als Download verfügbar.
Rote-Liste-Kategorie: Stark gefährdet