Steinfliegen sind nicht näher mit Fliegen verwandt, sondern bilden eine eigene Ordnung innerhalb der Insekten. Ihr deutscher Name weist auf den Haupt-Lebensraum, Bäche mit steiniger Sohle, hin. In der deutschen Gesamtartenliste werden 125 etablierte Arten von Steinfliegen aufgeführt.
Den überwiegenden Teil ihres Lebens verbringen die Steinfliegen als Larven im Süßwasser. Ihre Entwicklung dauert meist ein Jahr, bei einigen Arten auch länger. Dabei ernähren sie sich von abgestorbener organischer Substanz, weiden Mikroorganismen von Steinen ab oder leben räuberisch. Neben ihrer hohen Bedeutung als Bestandteile der ökologischen Nahrungsnetze sind sie hervorragende Bioindikatoren zur Beurteilung von Fließgewässer-Lebensräumen. Sie reagieren besonders empfindlich auf organische Verunreinigungen oder Pestizide, mehrere Arten sind ausgesprochene Reinwasserbewohner.
Als erwachsene Tiere sind die meisten Steinfliegen langgestreckte, wenig kontrastreich gefärbte Insekten mit zwei Paar Flügeln, welche in Ruhe flach auf dem Hinterleib liegen. Ihre Lebensdauer beträgt nur einige Tage bis Wochen.
Die Paarung der einheimischen Steinfliegen erfolgt am Boden, wobei sich die Partner mittels Vibrationen finden. Das Männchen erzeugt mit seinem Hinterleib artspezifisch trommelartige Signale auf den Untergrund. Diese Erschütterungen können von den Weibchen erkannt und beantwortet werden.
Etwa 46 % der Steinfliegenarten sind bestandsgefährdet. Acht Arten gelten als ausgestorben oder verschollen (6 %). Als ungefährdet sind 34 % der Steinfliegenarten eingestuft, weitere 6 % stehen auf der Vorwarnliste. Von den restlichen Arten ist eine extrem selten und sieben (6 %) konnten mangels ausreichender Daten nicht eingestuft werden.
Haupt-Gefährdungsursachen sind Beeinträchtigungen der Wasserqualität und der Struktur der Larvallebensräume, besonders Veränderungen des Gewässerprofils bzw. der Gewässersohle, Wasserentnahmen, Anstaue sowie der Eintrag von Abwässern, Nährstoffen und Pestiziden.
(Stand Mai 2012, Nachträge bis 2017)
Reusch, H.; Weinzierl, A. & Enting, K. (2021): Rote Liste und Gesamtartenliste der Steinfliegen (Plecoptera) Deutschlands. – In: Ries, M.; Balzer, S.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek , G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 5: Wirbellose Tiere (Teil 3). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (5): 627-656
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.