Rot- und Braunalgen kommen vor allem im Meer vor, aber es gibt auch eine kleine Zahl an Arten im Süßwasser. Von ihnen leben viele in Bächen oder in kleinen Flüssen der Mittelgebirge, wo sie sich an Hartsubstrat anheften können. Menschliche Eingriffe in natürliche Ökosysteme und der Klimawandel machen den Rot- und Braunalgen zu schaffen: Fast ein Drittel der in Deutschland vorkommenden Arten und Formen sind in ihrem Bestand gefährdet.
Limnische Braun- und Rotalgen sind im Gegensatz zu ihren marinen Verwandten zumeist zerbrechliche und empfindliche Geschöpfe. Die Mehrzahl der limnischen Rotalgen ist nicht rot gefärbt, sondern eher braun bis olivgrün, manche auch schwarz oder violett. Sie bleiben meist kleinwüchsig und haben sehr spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum. Alle Arten leben angeheftet an das Substrat, vorwiegend in schmalen und schnell fließenden Gewässern der Gebirge und Mittelgebirge. Mit Schadstoffbelastungen oder hohem Nährstoffeintrag kommen die meisten Arten nicht gut zurecht. Sie brauchen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einen neutralen pH-Wert von ca. 7,5 und geringe Wasserhärte, um gut zu gedeihen und sich zu vermehren.
Auch wenn in Deutschland nur 4 limnische Braunalgen-Arten und 30 Rotalgen-Arten und -Formen etabliert sind, so ist ihre Bestimmung teilweise schwierig. Bestimmungsrelevante Merkmale finden sich in den Fortpflanzungsorganen, die zur Artbestimmung oftmals präpariert werden müssen. Zusätzlich ist die Bestimmung dadurch erschwert, dass sich viele Arten durch eine beträchtliche Variabilität in der Merkmalsausprägung auszeichnen. In ihrem Lebenszyklus durchlaufen manche Arten mehrere Stadien und eine eindeutige Artbestimmung ist nicht in allen Stadien möglich.
Kurz gesagt: schlecht. In der aktuell gültigen Roten Liste der limnischen Braun- und Rotalgen Deutschlands sind von den gelisteten 34 Arten und Formen ein knappes Drittel, nämlich 10, bestandsgefährdet (29 %); davon gelten 4 Arten als vom Aussterben bedroht, 1 Art wurde als gefährdet eingeschätzt und für 5 Arten und Formen wurde eine Gefährdung unbekannten Ausmaßes festgestellt. Weitere 8 Arten sind als extrem selten eingestuft. Lediglich 5 Arten gelten als ungefährdet (15 %); bei 10 Arten und Formen (30 %) kann aufgrund der unzureichenden Datenlage keine Gefährdungseinschätzung vorgenommen werden.
Direkte und indirekte menschliche Einflüsse auf die Lebensräume der limnischen Rot- und Braunalgen sind die Hauptursache für deren Bestandsgefährdung. Durch die spezifischen Standortansprüche haben Beeinträchtigungen wie der übermäßige Eintrag von Nährstoffen ins Oberflächenwasser, die Umgestaltung von Fließgewässern und die steigenden Wassertemperaturen (z. B. durch Einleitung von erwärmtem Kühlwasser) oft fatale Auswirkungen auf die Algenflora. Hinzu kommt, dass die Bestandsregeneration oder die natürliche Wiederansiedlung an renaturierten Standorten oft sehr langsam verläuft. In jedem Fall benötigen die limnischen Braun- und Rotalgen unseren Schutz, wenn das ohnehin eingeschränkte Artenspektrum in Deutschland langfristig erhalten bleiben soll.
(Stand 17. September 2015)
Foerster, J.; Knappe, J. & Gutowski, A. (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der limnischen Braunalgen (Phaeophyceae) und Rotalgen (Rhodophyta) Deutschlands. – In: Metzing, D.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek, G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 7: Pflanzen. – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (7): 535–564.
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.
Im Datenportal "Algen Deutschlands" stehen darüber hinaus Beobachtungsdaten, Kartier-/Artenlisten und Verbreitungskarten zur Verfügung.