Die Ordnung der Schaben ist mit nur 12 in Deutschland etablierten Arten sehr übersichtlich. Die sieben Wald- und Kleinschabenarten werden unter dem Oberbegriff „Wildschaben“ zusammengefasst und damit von den „Hausschaben“ abgesetzt. Fünf Arten gelten nämlich als synanthrop, sind also auf menschliche Siedlungen und Gebäude als Lebensraum angewiesen. Diese Arten haben einen schlechten Ruf.
Die Hausschaben, umgangssprachlich auch Kakerlaken genannt, gelten als Schädlinge. Kontakte dieser Gruppe zum Menschen sind besonders wahrscheinlich, da die Arten eng an vom Menschen geschaffene Lebensräume gebunden sind. Da sie oft an Nahrungsvorräten gefunden werden und aus hygienischer Sicht problematisch sind, werden die Hausschaben in der Roten Liste der Schaben Deutschlands nicht bewertet.
Die Wildschaben sind erheblich weniger bekannt, werden nur selten als Teil der deutschen Tierwelt wahrgenommen und genießen auch im Naturschutz wenig Beachtung.
Neben den sechs in Deutschland von Natur aus lebenden Wildschabenarten kommt in jüngerer Zeit auch die aus Südeuropa stammende Bernstein-Waldschabe vor. Unter den bewerteten Arten ist jeweils eine Art vom Aussterben bedroht und eine Art gefährdet. Eine weitere Art wird auf der Vorwarnliste geführt, die übrigen drei Waldschabenarten sind in Deutschland in die Kategorie „Ungefährdet“ eingeordnet.
Veränderungen der Lebensraumstrukturen durch Forst- und Landwirtschaft sind die größten potentiellen Gefährdungsursachen für Wildschaben. Nicht alle Arten sind flugfähig; sind Vorkommen einmal erloschen, können ehemalige Lebensräume von solchen Arten – wenn überhaupt – nur sehr langsam wiederbesiedelt werden.
(Stand Mai 2011)
Köhler, G. & Bohn, H. (2011): Rote Liste der Wildschaben und Gesamtartenliste der Schaben (Blattoptera) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 609–625.
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Rote-Liste-Kategorie |
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B | ||
Blatta orientalis Linnaeus, 1758 | Orientalische Schabe, Bäcker-, Küchenschabe | Nicht bewertet |
Blattella germanica (Linnaeus, 1767) | Deutsche Schabe | Nicht bewertet |
E | ||
Ectobius lapponicus (Linnaeus, 1758) | Gemeine Waldschabe | Ungefährdet |
Ectobius lucidus (Hagenbach, 1822) | Glänzende Waldschabe | Vorwarnliste |
Ectobius pallidus (Olivier, 1789) | Blasse Waldschabe | Ungefährdet |
Ectobius panzeri Stephens, 1835 | Küsten-Waldschabe | Vom Aussterben bedroht |
Ectobius sylvestris (Poda, 1761) | Dunkle Waldschabe | Ungefährdet |
Ectobius vittiventris (A. Costa, 1847) | Bernstein-Waldschabe | Nicht bewertet |
P | ||
Periplaneta americana (Linnaeus, 1758) | Amerikanische Großschabe | Nicht bewertet |
Periplaneta australasiae (Fabricius, 1775) | Südliche Großschabe | Nicht bewertet |
Phyllodromica maculata (Schreber, 1781) | Gefleckte Kleinschabe | Gefährdet |
S | ||
Supella longipalpa (Fabricius, 1798) | Braunbandschabe, Möbelschabe | Nicht bewertet |