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Wissenschaftlicher Name
Coregonus maraena (Bloch, 1779)
Deutscher Name
Ostsee-Schnäpel
Organismengruppe
Süßwasserfische und Neunaugen
Rote-Liste-Kategorie
Stark gefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
In hohem Maße verantwortlich
Aktuelle Bestandssituation
sehr selten
Langfristiger Bestandstrend
starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
stabil
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Gefährdet
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Aktuelle Verschlechterung der Einstufung
Kommentar zur Taxonomie
Die Nordseepopulation des Ostsee-Schnäpels Coregonus maraena wird in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie fälschlicherweise als Nordsee-Schnäpel Coregonus oxyrhynchus bezeichnet. Die Ostseepopulation von Coregonus maraena wird korrekterweise im Anhang V der FFH-RL aufgeführt. Hansen et al. (2008), Dierking et al. (2014) und auch Mehner et al. (2018) zeigen zwar genetische Unterschiede zwischen der Nord- und Ostseepopulation von Coregonus maraena auf. Doch sind diese vergleichsweise gering und morphologische Unterschiede fehlen. Daher werden beide Populationsgruppen in dieser Roten Liste zusammen als Art Coregonus maraena bewertet.
Kommentar zur Gefährdung
In Deutschland hat nur die Ostsee-Schnäpelpopulation des Peene-Oder-Gebietes überlebt. Wiederansiedlungen in Schleswig-Holstein sind offenbar lokal erfolgreich und eine allochthone Population mit Herkunft aus dem dänischen Fluss Wiedau wurde im Rhein etabliert. Die Wiederansiedlung der Art in der Elbe ist aufgrund der bis 2009 eingeschränkten Passierbarkeit des Wehres Geesthacht und des damit in Verbindung stehenden Abbruchs der Projekte in der Mittelelbe im Jahr 2006 bislang erfolglos geblieben (IfB 2005). Heute hätte die Wiederansiedlung mit Hilfe des größten Fischpasses Europas vielleicht größere Erfolgschancen. Die Population im Ostseeraum wird durch Besatz gestützt und intensiv, auch während der Laichzeit, fischereilich genutzt. In Mecklenburg-Vorpommern ist jedoch bereits seit 2014 der Fang von Ostsee-Schnäpeln vom 1. bis 30. November verboten. Damit wurde diese auch zuvor geltende, jedoch versuchsweise ausgesetzte Laichschonzeit zum Schutz des Schnäpels wieder eingeführt. Alle Populationen der deutschen Nordseezuflüsse sind verschollen, doch halten sich dänische Fische zeitweise auch in der deutschen Nordsee auf. Die Quelle für alle durch Besatz eingeführten deutschen Nordseebestände ist der dänische Fluss Wiedau. Bei Realisierung des geplanten Ausbaus der Oder (Wolter & Gessner 2020) ist für die wichtigste deutsche Population dieser Art von einer starken Beeinträchtigung auszugehen.
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Freyhof, J.; Bowler, D.; Broghammer, T.; Friedrichs-Manthey, M.; Heinze, S. & Wolter, C. (2023): Rote Liste und Gesamtartenliste der sich im Süßwasser reproduzierenden Fische und Neunaugen (Pisces et Cyclostomata) Deutschlands – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (6): 63 S.