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Wissenschaftlicher Name
Coregonus macrophthalmus Nüsslin, 1882
Deutscher Name
Gangfisch
Organismengruppe
Süßwasserfische und Neunaugen
Rote-Liste-Kategorie
Gefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
In besonders hohem Maße verantwortlich
Aktuelle Bestandssituation
sehr selten
Langfristiger Bestandstrend
stabil
Kurzfristiger Bestandstrend
mäßige Abnahme
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Extrem selten
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Aktuelle Verschlechterung der Einstufung
Kommentar zur Verantwortlichkeit
Der Gangfisch ist eine der Arten, für die eine besonders hohe nationale Verantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung der Art vorliegt. Die Verantwortlichkeit ergibt sich durch den Anteil am Weltbestand (>1/3 und ≤3/4) und die Lage Deutschlands im Arealzentrum. Die Art wird weltweit als ungefährdet eingestuft.
Kommentar zur Gefährdung
Der im Bodensee indigene Gangfisch ist dort häufig und kommt auch im Rhein bis in die Niederlande vor (Mehner et al. 2018, J. Freyhof, eigene Daten). In der letzten Roten Liste (Freyhof 2009) war lediglich der Bestand im Bodensee bekannt. Dieser wurde 2009 als stabil interpretiert, nachdem der Gangfisch in den 1970er und 1980er Jahren unter der Eutrophierung des Bodensees und den damit verbundenen Sauerstoffproblemen (Zintz et al. 2009) gelitten hatte. Nun wird für den Bestand wieder eine kurzfristig mäßige Abnahme eingeschätzt, so dass die Art insgesamt in die RL-Kategorie „Gefährdet“ eingestuft wird. Der Bestand reproduziert sich in großem Umfang selbst und wird zusätzlich durch künstliche Vermehrung für die Berufsfischerei auf einem hohen Niveau gehalten. Die Elterntiere der Besatztiere stammen aus dem See selbst. Die Abundanz der Jungtiere ist aber rückläufig. Durch den sinkenden Nährstoffgehalt steht weniger Futter zu Verfügung (Baer & Brinker 2022). Seit 2013 kommt mit der Invasion des im Bodensee früher nicht bodenständigen Dreistachligen Stichlings Gasterosteus aculeatus eine massive Nahrungskonkurrenz hinzu. Zudem fressen die Stichlinge auch die Coregonen-Larven und -Eier (Roch et al. 2018, Baer et al. 2021). Zusätzlich wirkt sich die Invasion der Quagga-Muschel Dreissena rostriformis negativ aus, möglicherweise durch Veränderungen des Nahrungsnetzes und durch Nahrungskonkurrenz (z.B. Karatayev et al. 2015). Neben stark rückläufigen Fangzahlen sind auch stark sinkende Stückgewichte belegt. Ähnliche Tendenzen werden für das Blaufelchen Coregonus wartmanni angenommen.
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Freyhof, J.; Bowler, D.; Broghammer, T.; Friedrichs-Manthey, M.; Heinze, S. & Wolter, C. (2023): Rote Liste und Gesamtartenliste der sich im Süßwasser reproduzierenden Fische und Neunaugen (Pisces et Cyclostomata) Deutschlands – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (6): 63 S.