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Kommentar zur Taxonomie
Bei genetischen Untersuchungen des Alpenkleinwühlmaus-Komplexes aus Microtus multiplex, M. liechtensteini und M. bavaricus wurden genetische Abstände von nur 1,2–2 % zwischen M. liechtensteini und M. bavaricus nachgewiesen (Tvrtković et al. 2010) – Abstände, wie sie innerartlich auch bei anderen Arten der Gattung festgestellt werden können (Tvrtković et al. 2010). In der Gattung Microtus wird allgemein mindestens ein Unterschied von 4,3 % als Grenzwert für unterschiedliche Arten angesehen (Jaarola et al. 2004). Auch die Karyotypen sind nahezu identisch (Martínková et al. 2007). Folgerichtig sollte man die Vorkommen auf der Alpennordseite in Deutschland und Österreich daher besser als M. lichtensteini bavaricus bezeichnen. Dadurch verändert sich die Verantwortlichkeit aber nicht, da es sich nach wie vor um ein „Evolutionarily Significant Unit“ (ESU) handelt.
Kommentar zur Gefährdung
Die 1962 beschriebene Form (König 1962) galt trotz intensiver und wiederholter Nachsuche am Typusfundort (Garmisch-Partenkirchen) als ausgestorben oder verschollen (Kraft 2008, Rudolph & Boye 2017). Im Rofangebirge (Tirol, Österreich) konnte die Art wiederentdeckt werden (Haring et al. 2000), der Bestand wird seitdem geschützt und überwacht (Engelberger & Hattinger 2016). Stille (2017) konnte im Rahmen eines Erprobungsprojektes zur Funktionalität von Wildkamerafallen zum Nachweis von Kleinsäugerarten angrenzend auf deutschem Gebiet Kleinwühlmäuse (Untergattung Terricola) fotografieren. Genetische Untersuchungen erbrachten dort nur Nachweise von M. subterraneus (Stille 2018). Eine Nachsuche auf 14 Probeflächen in Bayern im Jahr 2018 erbrachte ebenfalls keine Nachweise (Engelberger et al. 2018).
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle
Meinig, H.; Boye, P.; Dähne, M.; Hutterer, R. & Lang, J. (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (2): 73 S.
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