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Wissenschaftlicher Name
Stethophyma grossum (Linnaeus, 1758)
Deutscher Name
Sumpfschrecke
Organismengruppe
Heuschrecken und Fangschrecken
Rote-Liste-Kategorie
Ungefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
Allgemeine Verantwortlichkeit
Aktuelle Bestandssituation
häufig
Langfristiger Bestandstrend
deutliche Zunahme
Kurzfristiger Bestandstrend
deutliche Zunahme
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Ungefährdet
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Kategorie unverändert
Kommentar zur Gefährdung
Die Eier von Stethophyma grossum besitzen nur eine sehr geringe Trockenresistenz (Ingrisch 1983). Die Art gilt daher als typischer Vertreterin des Feuchtgrünlandes (Marzelli 1997). Im Zuge des Landnutzungswandels wurden viele Lebensräume vernichtet. Insbesondere die Intensivierung der Grünlandnutzung hat zu dieser Entwicklung beigetragen (Dierschke & Briemle 2002, Fartmann et al. 2021). Die Art musste daher bis in die 1990er-Jahre starke Bestandseinbußen hinnehmen (Maas et al. 2002, Reinhardt et al. 2005). In vielen älteren Roten Listen wird S. grossum demnach als gefährdet oder sogar als stark gefährdet geführt (u.a. Grenz & Malten 1996, Detzel & Wancura 1998, Grein 2005, Volpers & Vaut 2011). Umso verwunderlicher ist es auf den ersten Blick, dass sich S. grossum in den letzten 20 Jahren bundesweit stark ausgebreitet hat (u.a. Trautner & Hermann 2008, Distel et al. 2010, Maciej et al. 2018, Poniatowski et al. 2018, Fumy et al. 2020, Poniatowski et al. 2020, Fartmann et al. 2021, Ogan et al. 2022). Wahrscheinlich ist für diese Entwicklung der Klimawandel verantwortlich, der zu einer Mediterranisierung des Klimas in Deutschland mit nasseren Wintern und trocken-wärmeren Sommern führt: Gegenüber der äußerst anspruchsvollen Feuchtgrünlandart Pseudochorthippus montanus (siehe oben) ist S. grossum deutlich wärmeliebender und nicht dauerhaft auf eine hohe Habitatfeuchte angewiesen. S. grossum benötigt nur im Winterhalbjahr ausreichend Feuchtigkeit für eine erfolgreiche Embryonalentwicklung (Trautner & Hermann 2008, Poniatowski et al. 2018). Im Frühjahr profitieren die Larven dann von der zumeist trocken-warmen Witterung: Die Sterblichkeit ist geringer und die Entwicklung wird beschleunigt (vgl. Trautner & Hermann 2008). Statt 723 TK25-Rasterfeldern (vor 1990) sind inzwischen 1.565 Rasterfelder (2000 bis 2020) in Deutschland besetzt. Die Berechnung des kurzfristigen Bestandstrends ergab eine Bestandsveränderung von +30%. Diese deutliche Zunahme relativiert den mäßigen Bestandsrückgang, den die Art ehemals erfahren hat (Maas et al. 2011). Inzwischen ist auch beim langfristigen Bestandstrend von einer deutlichen Zunahme auszugehen. Ob diese positive Bestandsentwicklung in den nächsten Jahren anhält oder sich der Trend bald umkehrt, bleibt abzuwarten. Im Moment nehmen die Bestände in fast allen Ländern Deutschlands zu (u.a. Voith et al. 2016, Pfeifer et al. 2019, Winkler & Haacks 2019, Köhler 2020, Detzel et al. 2022) oder sind stabil (Maas & Staudt 2020).
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Poniatowski, D.; Detzel, P.; Drews, A.; Hochkirch, A.; Hundertmark, I.; Husemann, M.; Klatt, R.; Klugkist, H.; Köhler, G.; Kronshage, A.; Maas, S.; Moritz, R.; Pfeifer, M.A.; Stübing, S.; Voith, J.; Winkler, C.; Wranik, W.; Helbing, F. & Fartmann, T. (2024): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken und Fangschrecken (Orthoptera et Mantodea) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (7): 88 S.