Für das Management von Biodiversitätsdaten hat das Rote-Liste-Zentrum gemeinsam mit dem BfN mehrere digitale Tools und Datenportale entwickelt. Ein Artikel dazu wurde in der Fachzeitschrift Natur und Landschaft mit dem Schwerpunkt „Digitalisierung im Naturschutz“ veröffentlicht – er ist jetzt als kostenfreier Download erhältlich.
Durch die Bereitstellung von passgenauen Dateninfrastukturen und verschiedenen digitalen Tools werden Aktualisierungen und Neuauflagen der Roten Listen vereinfacht sowie Daten einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Ein Baustein dafür sind die vom RLZ konzipierten Indicia-basierten Datenportale: Sie führen Beobachtungs- und Sammlungsdaten aus ganz Deutschland zusammen und machen sie für die Rote-Liste-Erstellung digital nutzbar. Sie ermöglichen den Art-Experten und -Expertinnen die einfache Eingabe ihrer Nachweisdaten und vernetzen sie mit anderen Fachleuten. Per Mausklick lassen sich Kartierlisten und Verbreitungskarten erstellen. Pilotprojekt war „Neuropteren Deutschlands“ im Jahr 2020, im Frühjahr 2022 folgte „Moose Deutschlands“ mit inzwischen 1,5 Millionen Beobachtungsdaten, und im Herbst 2022 „Mollusken Deutschlands“ mit mehr als 390.000 Beobachtungsdaten. Weitere Portale sind in der Entwicklung. Dafür betreibt das RLZ ein Fachinformationssystem mit einem Datenspeicher.
Grundlage einer jeden Roten Liste bildet die taxonomische Checkliste mit der Gesamtartenliste. Sie muss neben dem Etablierungsstatus der Arten deren taxonomische Beziehungen zu Vorgängerlisten abbilden. Wurden dafür zuvor Exceltabellen genutzt, erledigt dies das neue „Checklisten-Tool“ halbautomatisch und in Echtzeit. Über Schnittstellen können außerdem Daten aus fremden Erfassungsportalen eingepflegt werden. Die Dateneingabe wird vom RLZ kontinuierlich validiert.
Liegt eine abgestimmte taxonomische Checkliste vor, beginnt nach einer feststehenden Methodik die Gefährdungsanalyse. Dabei ist der fachliche Austausch zwischen den beteiligten Experten und Expertinnen von großer Bedeutung. Durch die Umstellung von Excel-Erfassungsbögen auf das browserbasierte „Rote-Liste-Erfassungstool“ ist synchrones Arbeiten im Team möglich. Darin werden alle Änderungen an den Checklisten transparent dokumentiert. Die Möglichkeit zur Versionierung erlaubt die Fixierung eines bestimmten Arbeitsstandes. Mit integrierter Kommentarfunktion erfolgt der fachliche Austausch nicht mehr per Email, sondern direkt über das Tool. Durch hinterlegte Prüfmechanismen wird schon während der Eingabe von Daten sichergestellt, dass diese den formalen Vorgaben der Rote-Liste-Methodik entsprechen.
Dieses „Rote Liste-Erfassungstool zur Gefährdungsanalyse“ ist weltweit einmalig. Es stößt sowohl bei den Ländern als auch international auf großes Interesse.
Über das gleiche Tool geben die Autoren und Autorinnen Texte, Abbildungen und Tabellen ein und erstellen so die Begleittexte der Roten Listen. Mit der Anwendung „Manuskript-Tool“ werden die Ergebnisse der Gefährdungsanalyse unmittelbar mit dem Begleittext der Roten Listen verknüpft. Per Mausklick entsteht eine druckreife PDF-Datei, ohne dass der Einsatz externer Textbearbeitungs- und Layout-Software notwendig ist.
Über die Websites des Rote-Liste-Zentrums und des Bundesamtes für Naturschutz werden die gesamten Rote-Liste-Daten sowie die Rote-Liste-Publikationen des Veröffentlichungszyklus 2020 ff. frei und kostenlos zur Verfügung gestellt.
Der vollständige Artikel „Dateninfrastrukturen und -management für die Erstellung von bundesweiten Roten Listen“ ist 2023 in der Fachzeitschrift Natur und Landschaft erschienen.
Er ist jetzt auf der Website des BfN sowie als PDF zum kostenlosen Download verfügbar.