Ein Räuber im Badesee

Es gehört in der Tat etwas Mut dazu, in einem See zu schwimmen. Die Angst vor der dunklen Unterwasserwelt sitzt bei einigen Menschen tief. Selbst der leichteste Kontakt mit Wasserpflanzen kann Panik auslösen und ihnen die Freude an einem weiteren Bad im kühlen Nass verderben. Betroffene Personen fürchten, dass sie aus der Tiefe des Gewässers von einem Fisch attackiert werden könnten. Als Albtraum der Schwimmenden gilt neben dem Wels, der eine Länge von über 2 Metern erreichen kann, vor allem der Hecht. Bisse von Hechten kommen vor, sie sind jedoch extrem seltene Ereignisse.

Großer Fisch mit wichtiger Rolle

Ufernahe Wasserpflanzen, beispielsweise Laichkraut-Arten (Potamogeton), gehören zu den wichtigsten Lebensraumstrukturen für Hechte. Foto: Stephanie Friedrich

Ufernahe Wasserpflanzen, wie hier das Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), gehören zu den wichtigsten Lebensraumstrukturen für Hechte. Als Pflanzenlaicher sind Hechte unmittelbar von ihnen abhängig.

Foto: Stephanie Friederich

Gut getarnt durch seine grau und grün gesprenkelte Haut lauert der Hecht (Esox lucius) regungslos zwischen Wasserpflanzen. Der elegante, torpedoförmige Körper mit einer Länge von bis zu 1,5 Metern erlaubt es ihm, blitzschnell aus seiner Deckung hervorzuschießen. Mit seinem entenschnabelartigen Maul und den scharfen Zähnen schnappt der Raubfisch zielstrebig nach seiner Beute. Bei jungen Hechten stehen meist wirbellose Tiere wie zum Beispiel Wasserflöhe auf dem Speiseplan. Doch schon bald decken sie nicht mehr den Energiebedarf der Hechte. Größere Exemplare fressen vor allem andere Fische, aber auch Amphibien, Vögel und selbst kleine Säugetiere. Auch Kannibalismus gibt es unter Hechten.

Ausnahmsweise kommt es zu Verwechslungen – der Hecht schnappt nach der Hand oder dem Fuß eines Menschen. Solche wirklich seltenen Ereignisse werden meist mit großem Medieninteresse quittiert. Die faszinierenden Fische werden dabei zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt. Denn als großer Raubfisch erfüllt der Hecht eine wichtige Rolle im Ökosystem von Fließgewässern, Seen und großen Teichen.

Erhaltung der Lebensraumstrukturen statt Fischbesatz!

Erfreulicherweise gilt der Hecht mittlerweile wieder als ungefährdet. Noch in der Roten Liste von 1998 wurde er als gefährdete Art aufgeführt. Dennoch gibt es für die Hechte Faktoren, welche die Bestände lokal bedrohen können. So stellt beispielsweise der oft gut gemeinte Besatz von Gewässern mit Hechten eine Gefahr für die natürlichen Vorkommen der Art dar. Die ausgesetzten und nicht an das entsprechende Gewässer angepassten Tiere konkurrieren um Nahrung sowie Laichplätze und übertragen potentiell Krankheitserreger. Eine geeignete Maßnahme zur Förderung der natürlich vorkommenden Hechtbestände ist die Erhaltung der Lebensraumstrukturen. Dazu zählen maßgeblich ufernahe Wasserpflanzen, an welche die weiblichen Hechte ihren Laich heften. Aber auch das Vorhandensein von Auenwiesen, die bei Hochwasser überflutet werden, erhöht die Anzahl an möglichen Laichrevieren. Im Gegensatz dazu wird das Angebot an Laichplätzen durch das Befestigen und Verbauen der Ufer drastisch reduziert.

Gut getarnt lauert der Hecht zwischen Wasserpflanzen auf seine Beute.

Gut getarnt lauert der Hecht zwischen Wasserpflanzen auf seine Beute. Bei den Pflanzen handelt es sich um das Raue Hornblatt (Ceratophyllum demersum).

Foto: Stephanie Friederich

Rote-Liste-Bewertung

Der Hecht ist in der Roten Liste der Fische Deutschlands als "Ungefährdet" verzeichnet. Weitere Informationen und Rote-Liste-Angaben zum Hecht – inklusive Bestandssituation, kurz- und langfristigem Bestandstrend – enthält der Steckbrief aus der Rote-Liste-Artensuchmaschine.

Die bundesweiten Roten Listen dokumentieren auf wissenschaftlicher Grundlage und in verdichteter Form die Gefährdung der einheimischen Arten. Damit sind sie ein stets verfügbares Fachgutachten, ein Frühwarnsystem für die Entwicklung der biologischen Vielfalt und eine Argumentationshilfe für umweltrelevante Planungen. Rote Listen zeigen den vordringlichen Handlungsbedarf im Artenschutz auf. Die Roten Listen Deutschlands werden von Artexperten und Artexpertinnen weitestgehend ehrenamtlich erstellt. Das Rote-Liste-Zentrum ist vom Bundesamt für Naturschutz mit der Gesamtkoordination der Roten Listen und der fachlichen Begleitung betraut.

Quellen/Rote Liste zum Artikel

Freyhof, J. (2009): Rote Liste der im Süßwasser reproduzierenden Neunaugen und Fische (Cyclostomata & Pisces). – In: Haupt, H., Ludwig, G., Gruttke, H., Binot-Hafke, M., Otto, C. & Pauly, A. (Bearb.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 291–316.

Die Rote-Liste-Daten stehen zum Download zur Verfügung.

Hecht (Esox lucius)

Rote-Liste-Kategorie: Ungefährdet