Die Äsche ist sicherlich einer der auffälligeren Fische unserer heimischen Wasserwelt. Man erkennt sie an der mit zunehmendem Alter immer größer werdenden, bunten Rückenflosse. Nicht ohne Grund wird diese oft auch als „Fahne“ bezeichnet. Die Rote Liste der Süßwasserfische führt die Äsche als "Stark gefährdet" auf.
Äschen (Thymallus thymallus) gehören zu den Lachsverwandten und sind auf kühles, sauerstoffreiches und schnell fließendes Wasser angewiesen. Entsprechend kommen sie vor allem in den Oberläufen von kiesigen Fließgewässern vor. Solche Gewässerabschnitte werden nach ihrem „Leitfisch“ als Äschenregion bezeichnet. Aufgrund des Klimawandels und zahlreicher Querverbauungen in unseren Flüssen werden ihre Ansprüche immer seltener erfüllt, der Lebensraum der Äschen schrumpft ständig. Besonders in Sommern mit lang andauernden Hitzeperioden kommen sie an ihre physiologischen Grenzen. Die Äsche ist seit vielen Jahren in der Roten Liste der Süßwasserfische Deutschlands als „stark gefährdet“ eingestuft.
Aber selbst wenn die Äschen die heißen Monate überstehen, ist ihr Überleben nicht gesichert. In den Fließgewässern in denen sich Äschenbestände nach wie vor halten können, haben sich die Bestandsgrößen weiter verringert. Neben anderen Ursachen spielt hier auch der in den letzten Jahrzehnten stark zugenommene Fraßdruck durch fischfressende Vögel (z.B. Kormoran) und Säugetiere (z.B. Fischotter) eine wichtige Rolle. Dass sich große fischfressende Räuber wieder so gut entwickeln, ist eigentlich ein positives Zeichen für den Artenschutz. Aber da Äschen anders als viele weitere Flussfische kaum zwischen Baumwurzeln, Steinen oder Felsblöcken Schutz suchen, sondern sich gut sichtbar in offeneren Bereichen der Fließgewässer aufhalten, sind sie leider eine zu leichte Beute. Besonders in strengeren Wintern gilt der Fraßdruck durch die großen Prädatoren als eine der Hauptursachen für hohe Verluste unter den verbleibenden Äschenbeständen.
Um die Äsche als Juwel unserer heimischen Fischfauna langfristig zu erhalten, sind mehrere Maßnahmen notwendig. Zum einen müssen wir unsere Flüsse wieder „äschenfreundlicher“ gestalten und dafür sorgen, dass auch die Effekte des Klimawandels so gut wie möglich abgepuffert werden. Dies kann z.B. durch Uferbepflanzungen, die zur Kühlung der Gewässer beitragen, erreicht werden. Zusätzlich müssen an Flüssen mit gefährdeten Äschenbeständen geeignete Maßnahmen stattfinden, die übermäßig hohe Prädationsausfälle in den Äschenpopulationen vermeiden helfen.
Ein Beitrag von Martin Dr. Friedrichs-Manthey
Dr. Martin Friedrichs-Manthey ist Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und unterstützt als Community-Coordinator den Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur für Biodiversität (NFDI4Biodiversity). Sein Forschungsschwerpunkt liegt bei den Binnengewässern und Fischen und hier interessiert er sich vor allem für die Effekte des Klimawandels auf heimische Fischbestände.
Freyhof, J. (2009): Rote Liste der im Süßwasser reproduzierenden Neunaugen und Fische (Cyclostomata & Pisces). – In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & Pauly, A. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 1: Wirbeltiere. – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 291-316.
Die Rote Liste-Daten sind auch als Download verfügbar. Für einen schnellen Überblick gibt es eine Gesamtartenliste mit Gefährdungsstatus.