Der „Steirische Fanghaft“ (Mantispa styriaca) ist eine von zwei in Mitteleuropa vorkommenden Fanghaft-Arten und wurde kürzlich an einer Hauswand im saarländischen Ort Heckendalheim fotografiert. Das ist eine kleine Sensation, denn es handelt sich um den ersten bestätigten Nachweis dieser Art in Deutschland seit 42 Jahren. Zuletzt war die Art 1978 in Nordthüringen gefunden worden.
Der Beobachter, Jürgen Wiesmeier, ist Vorsitzender der Natur- und Vogelfreunde Heckendalheim e.V. und der NABU Ortsgruppe Heckendalheim e.V. Der neue Fund wurde vom Zentrum für Biodokumentation des Saarlandes als Mantispa styriaca bestimmt und durch die DELATTINIA - Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes veröffentlicht.
Fanghafte gehören zusammen mit Kamelhalsfliegen, Florfliegen, Ameisenjungfern und anderen zu den sogenannten Netzflüglerartigen (Neuropteroidea), einer stammesgeschichtlich recht alten Insektengruppe. Der Name „Haft“ ist erklärungsbedürftig. Früher bezeichnete man damit vor allem die Eintagsfliegen und solche Arten, deren letzte Larvenhaut nach dem Schlüpfen des erwachsenen Insekts als leere Hülle an Pflanzen haften bleibt. „Fang…“ spielt auf die zu einem Fangapparat umgestalteten Vorderbeine der Fanghafte an, die den bizarren Insekten die Gestalt kleiner Gottesanbeterinnen verleihen. Mit diesen sind sie aber nicht verwandt.
Der Steirische Fanghaft – benannt nach der Steiermark, von wo er im Jahr 1761 erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde – ist übrigens das „Wappentier“ der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft, einer wissenschaftlichen Fachvereinigung von Insektenkundlern.
In der Roten Liste der Netzflügler Deutschlands von 1998 war der Steirische Fanghaft als „Ausgestorben oder verschollen“ eingestuft worden. Eine aktuelle bundesdeutsche Rote Liste der Netzflügler ist noch nicht veröffentlicht, Daten werden jedoch derzeit von engagierten, ehrenamtlich aktiven Fachleuten gesammelt und ausgewertet. Dabei behilflich ist das Datenportal „Neuropteren Deutschlands“ des Rote-Liste-Zentrums.
Es ist ein Portal für alle diejenigen, die Nachweisdaten zu Netzflüglern online eingeben und sich dazu mit weiteren Expertinnen und Experten austauschen wollen. Sie können Einzelbeobachtungen punktgenau erfassen oder auch Kartier-/Artenlisten anlegen. Gerade die Netzflügler gehören zu den Organismengruppen, die in der Planungspraxis häufig nicht gezielt erfasst werden. Mithilfe des Datenportals können nun alle verfügbaren Nachweisdaten zentral zusammengestellt und geprüft werden. Diese Daten werden für die Erstellung der Roten Listen der Netzflügler verwendet, können aber auch für die Naturschutzplanung sowie für weitere wissenschaftliche Auswertungen genutzt werden. Gleichzeitig wird hiermit der fachliche Austausch zwischen interessierten Personen und auch die Einbindung von „Einsteigern“ in diese Artengruppe gefördert.
Die Erarbeitung bundesweiter Roter Listen erfolgt hauptsächlich ehrenamtlich und mit großem persönlichem Einsatz. Über die Möglichkeit zur Mitarbeit an Roten Listen informieren die Fachgesellschaften der entsprechenden Artengruppen und das Rote-Liste-Zentrum.
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