Feldhase

Einst ein Gewinner der Kulturlandschaft, gehört der Feldhase heute in Deutschland zu den gefährdeten Arten

Vom Gewinner zum Verlierer

Der Feldhase war einst ein Gewinner der Kulturlandschaft. Meister Lampe, wie der Feldhase in alten Fabeln und Märchen genannt wird, profitierte lange von kleinbäuerlichen ländlichen Strukturen und der extensiven Bewirtschaftung von Äckern, Wiesen und Weiden. Eine Beweidung durch eine geringe Anzahl an Vieh, die traditionelle zeitweise Stilllegung von Ackerflächen in Form von Brachen sowie kleine Parzellen mit verschiedenen Feldfrüchten schufen optimale Lebensbedingungen. Hier konnten Feldhasen ausreichend Deckung vor Witterung und Beutegreifern finden – und der Tisch war reich gedeckt, eine Vielzahl an Pflanzen lieferte alle lebensnotwendigen Nährstoffe.

Diese Rahmenbedingungen haben sich jedoch in den letzten 150 Jahren drastisch verändert. Die immer intensivere Landwirtschaft führte zum Rückgang der Brachen und anderer wertvoller Lebensraumstrukturen. Die Auswahl an Nahrungspflanzen verringerte sich, Feldhasen fanden immer weniger Schutz vor nasskalter Witterung und natürlichen Feinden wie Füchsen, Raben- oder Greifvögeln. Dadurch gingen die einheimischen Feldhasenbestände stark zurück. Aktuell ist der Feldhase nur noch mäßig häufig und er wird in der Roten Liste der Säugetiere mit der Kategorie „Gefährdet“ aufgeführt.

Lebensräume verbessern

Feldhase in Sasse.

Feldhase in seiner Sasse auf einem ausgeräumten Acker. Durch den Mangel an wichtigen Lebensraumstrukturen, die als Deckung dienen, sind die Feldhasen vermehrt der Witterung und Beutegreifern ausgesetzt.

Foto: Tino Broghammer

Trotz ausreichender Kenntnisse über die Gefährdungsursachen hat sich die Situation des Feldhasen bisher nicht verbessert. Der Ausbau von Straßen und Siedlungen führt zusätzlich zu einer Zerschneidung von Teilbeständen sowie einem weiteren Lebensraumverlust. Verschlechterte Umweltbedingungen erhöhen vielerorts die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Freilaufende Hauskatzen sind vor allem für Junghasen eine Gefahr. In Anbetracht der Gefährdungssituation sollte eine Bejagung von Feldhasen nur dort durchgeführt werden, wo dies nachhaltig möglich ist und die Lebensräume strukturell verbessert werden. Das ist durch den Schutz und das Anlegen von Blühstreifen, Brachen, Hecken und kleinen Feldgehölzen möglich. Außerdem sollten Hundehalter ihre Tiere in Gebieten mit Feldhasen an die Leine nehmen.

Die Rote-Liste-Bewertung

Weitere Informationen zur Rote-Liste-Bewertung des Feldhasen – inklusive Bestandssituation, kurz- und langfristiger Bestandstrend sowie Verantwortlichkeit Deutschlands für die weltweite Erhaltung dieser Art – finden Sie im Steckbrief.

Die bundesweiten Roten Listen dokumentieren auf wissenschaftlicher Grundlage und in verdichteter Form die Gefährdung der einheimischen Arten. Damit sind sie ein stets verfügbares Fachgutachten, ein Frühwarnsystem für die Entwicklung der biologischen Vielfalt und eine Argumentationshilfe für umweltrelevante Planungen. Rote Listen zeigen den vordringlichen Handlungsbedarf im Artenschutz auf.

Feldhase auf bewirtschaftetem Acker.

Eine immer intensivere Landwirtschaft führt zum Rückgang wertvoller Brachen und anderer wichtiger Lebensräume für Feldhasen.

Foto: Andreas Nowack

Quellen/Rote-Liste zum Artikel

Meinig, H.; Boye, P.; Dähne, M.; Hutterer, R. & Lang, J. (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (2): 73 S.

Alle Rote Liste-Daten zum Download: ZIP-Datei

Feldhase (Lepus europaeus)

Rote-Liste-Kategorie: Gefährdet