Die Netzflüglerartigen (Kamelhalsfliegen, Schlammfliegen u. Netzflügler i. e. S.) sind eine farb- und formenreiche Insektengruppe, die in Deutschland mit 119 etablierten Arten vorkommt. Obwohl sie fast alle Lebensräume besiedeln, ist ihre Verbreitung in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen kaum untersucht. Daher gibt es auf Bundesebene bisher nur eine provisorische Rote Liste.
Zu den einheimischen Arten zählen die winzigen, weißen Staubhafte ebenso wie die bunten, sehr seltenen Schmetterlingshafte, deren Flügel bis zu 6 Zentimeter Spannweite haben können. Ihre bizarre Form zeichnet die Kamelhalsfliegen aus: nur 1-2 Zentimeter groß, ist ihr Mittelleib stark verlängert und zusammen mit dem Kopf nach oben gerichtet. Ähnlich die Fanghafte, die an kleine Gottesanbeterinnen erinnern (aber nicht mit ihnen verwandt sind!). Sie verfügen über Fangbeine, mit denen sie ihre Beute greifen. Der Steirische Fanghaft konnte erst 2020 wieder in Deutschland nachgewiesen werden, nachdem er 42 Jahre lang als verschollen galt. Das namensgebende Merkmal der Netzflüglerartigen hingegen zeigt die Gemeine Wasserflorfliege besonders gut: Ihre großen Flügel sind mit einem netzartigen Adern-Muster durchzogen.
Eine Besonderheit unter den Netzflüglern sind die Ameisenjungfern: Einige Arten haben Larven, die Ameisenlöwen genannt werden. Sie bauen Trichter in den Sand und verspeisen hineingefallene Ameisen und andere Insekten. Die Löwen-Assoziation gibt es sogar im Englischen: Hier wird die Larve als „antlion“ bezeichnet.
Von den in der provisorischen Roten Liste der Neuropterida aufgeführten Arten gelten 2 als ausgestorben oder verschollen und 6 Arten werden als extrem selten eingestuft. Aufgrund schlechter Datenlage wurde bei 111 Arten (93 % der Gesamtartenzahl) keine Gefährdungseinschätzung durchgeführt.
Viele Netzflüglerartige sind Kulturfolger und leben in Parks und Gärten. Es gibt aber auch Arten mit sehr spezifischen Lebensraumansprüchen, bei denen von einer Bestandsgefährdung ausgegangen werden muss. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft und Habitatveränderungen gelten als die wichtigsten Gefährdungsursachen.
Gruppe, A.; Potel, S.; Schmitz, O.; Tröger, E.-J.; Weihrauch, F. & Werno, A. (2021): Provisorische Rote Liste und Gesamtartenliste der Netzflüglerartigen (Kamelhalsfliegen, Schlammfliegen und Netzflügler im engeren Sinn oder Hafte; Neuropterida: Raphidioptera, Megaloptera, Neuroptera) Deutschlands. – In: Ries, M.; Balzer, S.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek , G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 5: Wirbellose Tiere (Teil 3). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (5): 435-462
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download erhältlich.
Im Datenportal Neuropteren Deutschlands stehen darüber hinaus Beobachtungsdaten, Kartier-/Artenlisten und Verbreitungskarten zur Verfügung.