41 Prozent der Spinnenarten des nordöstlichsten Bundeslandes sind in ihrem Bestand bedroht oder bereits ausgestorben. Dies geht aus der aktuellen Roten Liste der Webspinnen Mecklenburg-Vorpommerns hervor, die das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes vor kurzem vorgestellt hat. Rund zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden Spinnenarten wurde in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen, zwei Arten wurden ausschließlich dort gefunden.
In ganz Deutschland gibt es 971 einheimische Arten und Unterarten von Webspinnen; die neue Rote Liste Mecklenburg-Vorpommerns (MV) zählt 621 Spinnenarten. Insgesamt fallen 41,3 Prozent der Webspinnenarten in MV in die Rote-Liste-Kategorien Ausgestorben/verschollen, Vom Aussterben bedroht, Stark gefährdet, Gefährdet, Extrem selten. Für neun Arten trägt Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Verantwortung, da sich hier über 33 % aller Nachweisorte in Deutschland befindet.
Gegenüber der letzten Roten Liste aus dem Jahr 2012 ergaben sich zahlreiche Veränderungen: 169 Spinnenarten wurden in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft, 88 Arten konnten, meist infolge eines verbesserten Wissenstandes, herabgestuft werden.
Als Gründe für die Verschlechterung der Bestandssituation nennt das Ministerium die Veränderung der Lebensräume durch die Intensivierung der Landnutzung und den Klimawandel. Insbesondere der dramatische Rückgang der Insekten, der Hauptnahrung der Spinnen, sei besorgniserregend.
Die Rote Liste weist darüber hinaus auf weitere Besonderheiten hin. Für neun Spinnenarten wurden mehr als ein Drittel aller Nachweise aus Deutschland in Mecklenburg-Vorpommern erbracht. Dies gilt besonders für zwei Arten, die nach aktuellem Kenntnisstand ausschließlich in MV vorkommen: Der Sanddornfinger (Cheiracanthium gratum) ist bisher nur aus dem Bereich der Binnendüne bei Alt Warp im Naturpark Am Stettiner Haff bekannt. Der Steppen-Sichelspringer (Evarcha michailovi) wurde bisher nur im Heidegebiet des Naturschutzgebietes Marienfließ südlich von Plau sowie in der Lübtheener Heide gefunden.
Neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der sieben Naturparks Mecklenburg-Vorpommerns beteiligten sich zahlreiche ehrenamtliche Naturfreunde an der Datenerhebnung zum Bestand der Spinnen. Der enorme Datenzuwachs führte nicht nur zu einer Erhöhung der nachgewiesenen Spinnenarten von 573 Arten im Jahr 2012 auf 621 Arten im Jahr 2022, sondern erweiterte vor allem die Kenntnisse vom Vorkommen der Arten, ihren Beständen, ihrer Entwicklung sowie ihren ökologischen Ansprüchen.
Die Bewertung des Datenmaterials wurde von dem Spinnenexperten Dr. Dieter Martin in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie MV (LUNG) und weiteren Arachnologen entsprechend den methodischen Vorgaben des Bundesamtes für Naturschutz vorgenommen.
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