Neue Rote Liste der Wildbienen in Baden-Württemberg


Rund 500 verschiedene Arten von Wildbienen sind aus Baden-Württemberg bekannt. Fast jede zweite Art ist in ihrem Bestand gefährdet. Das gab die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) am 2. April 2025 mit Veröffentlichung der aktualisierten Rote Liste des Landes bekannt.
 

Steigende Anteile ausgestorbener und vom Aussterben bedrohter Arten

Nach Angaben der LUBW hat sich der Anteil der vom Aussterben bedrohten Wildbienen-Arten seit der Veröffentlichung der letzten Roten Liste fast verdoppelt: Ihr Anteil liegt jetzt bei 16,3 Prozent, im Jahr 2000 waren es noch 8,3 Prozent. Auch der Anteil der ausgestorbenen oder verschollenen Arten hat sich nun auf 6,9 Prozent erhöht gegenüber 5 Prozent im Jahr 2000 und auch der Anteil der gefährdeten Arten ist von 45,3 Prozent auf heute 48,2 Prozent gestiegen.

Die Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) gilt bundesweit als gefährdet, Baden-Württemberg verzeichnet eine „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“. Foto: Dr. Günter Matzke-Hajek

Die Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) gilt bundesweit als gefährdet, Baden-Württemberg verzeichnet eine „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“.

Foto: Dr. Günter Matzke-Hajek

Wildbienen spielen eine Schlüsselrolle für den Erhalt der Natur: Sie bestäuben heimische Pflanzen, tragen damit zu ihrer Vermehrung bei und sichern so die Lebensgrundlage zahlreicher Tierarten. Sie haben jedoch hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und benötigen geeignete Nistplätze sowie häufig spezifische Nahrungspflanzen. Rund ein Drittel der Wildbienen ist auf Pollen einzelner Arten spezialisiert und lebt mit ihnen in Symbiose.

Der Präsident der Landesanstalt, Dr. Ulrich Maurer, erläutert: „Neue Siedlungen, Bauprojekte und Versiegelung zerstören viele Kleinstrukturen, die für Wildbienen essenziell sind. Überdüngung, zu häufige Mahd und der Einsatz von Pestiziden verschlechtern die Qualität verbleibender Habitate. Das Angebot blühender Kräuter nimmt dadurch ab – und damit die Nahrungsgrundlage der Bienen. Durch den Klimawandel kommen weitere Probleme hinzu. Extreme Niederschläge und Dürren führen dazu, dass die Nester bodenbrütender Arten überschwemmt werden und benötigte Blüten verdorren.“

Die Ergebnisse der Roten Liste würden aber auch zeigen, dass Maßnahmen des Landes zum Schutz von Populationen wirken. So konnte beispielsweise der Fortbestand der Mohnbiene ermöglicht werden. Besonders erfreulich seien außerdem sogenannte „Wiederfunde“, das sind Arten, die bereits als ausgestorben oder verschollen bewertet wurden. Dazu gehören die Grüne Schneckenhausbiene und die Kleine Holzbiene, die nach über 50 Jahren erstmals wieder in Baden-Württemberg nachgewiesen werden konnten.


Hunderttausende Funddaten ausgewertet

Für die aktuelle Rote Liste hat ein siebenköpfiges Autorenteam im Auftrag der LUBW mit großem Aufwand hunderttausende Funddaten ausgewertet. Quellen sind Erhebungen aus verschiedenen Projekten sowie Daten von ehrenamtlichen Kartiererinnen und Kartierern, die über die Datenbank des Arbeitskreises Wildbienenkataster (AKWK) gesammelt wurden.

Rote-Liste Autorin Dr. Mare Haider und weitere baden-württembergische Experten beteiligen sich auch an der bundesdeutschen Roten Liste der Wildbienen, die gerade im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz aktualisiert wird.

(Artikel erstellt am 15.4.2025)

Rote Liste und weitere Informationen

Schwenninger, H. R., M. Haider, R. Prosi, M. Herrmann, M. Klemm, V. Mauss & A. Schanowski (2024): Rote Liste und Verzeichnis der Wildbienen Baden-Württembergs. – 4. Fassung, Stand 31.12.2023. – Naturschutz-Praxis Artenschutz 4, LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Karlsruhe, 88 Seiten.

Die Rote Liste umfasst 493 im Land etablierte Wildbienenarten. Foto: LUBW

Die Rote Liste umfasst 493 im Land etablierte Wildbienenarten.

Foto: LUBW