Neues Portal „Pilze Deutschlands“ startet mit 4,3 Millionen Datensätzen zu 12.000 Arten und Unterarten

Mit dem Portal „Pilze Deutschlands“ wird es künftig leichter, Beobachtungsdaten von Pilzen zu erfassen und für die Wissenschaft und den Naturschutz zu verwenden. Das neue Portal enthält Nachweisdaten zu in Deutschland heimischen Pilzen, darunter die bekannten Speisepilze, aber auch zu wenig bekannten und mikroskopisch kleinen Pilzen. Das Datenportal wird vom Rote-Liste-Zentrum technisch und von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. (DGfM) fachlich betreut, Auftraggeber ist das Bundesamt für Naturschutz.

Beobachtungsdaten, Nachweiskarten, Checklisten

„Pilze Deutschlands“ führt Beobachtungs- und Sammlungsdaten aus ganz Deutschland zusammen. Geprüfte Daten werden für wissenschaftliche Auswertungen, für die Erstellung der Roten Listen Deutschlands und für Zwecke des Naturschutzes verwendet. Der Besuch des Webportals steht grundsätzlich allen Privatpersonen und Institutionen offen.

Im neuen Datenportal sind auch die Datengrundlagen für eine künftige Gefährdungsbewertung der Becherkoralle (Artomyces pyxidatus) enthalten.  Foto: Petra und Werner Eimann.

Im neuen Datenportal sind auch die Datengrundlagen für eine künftige Gefährdungsbewertung der Becherkoralle (Artomyces pyxidatus) enthalten. 

Foto: Petra und Werner Eimann

Bei seinem Start im Februar 2025 enthält „Pilze Deutschlands“ bereits rund 4,3 Mio. Datensätze zu rund 12.000 Taxa, weitere werden folgen. Die Daten stammen hauptsächlich aus dem Programm „MykIS“. Sie wurden von den Landeskoordinatoren der einzelnen Bundesländer zusammengetragen und als Landesprojekte in das neue Portal integriert. Rund 60.000 Datensätze stammen darüber hinaus aus der Digitalisierung von historischen analogen Funddaten, die das Rote-Liste-Zentrum in Auftrag gegeben hatte: Darunter waren handschriftliche Karteikarten, ein Fundtagebuch sowie ein Verbreitungsatlas. Dies trägt dazu bei, dass die Datenlage für die Erstellung Roter Listen, insbesondere zu den Bestandstrends, verbessert wird.

Ein eigenes Datenportal für die phytoparasitischen Kleinpilze ist derzeit noch in Arbeit, es wird eine Schnittstelle zu „Pilze Deutschlands“ erhalten.


Mitmachen: Beobachtungen punktgenau erfassen, Kartier- und Artenlisten anlegen

Der Kleinsporige Grünspanbecherling (Chlorociboria aeruginascens) ist auf morschem Laubholz zu finden. Das von ihm grünlich-blaue verfärbte Holz wird in der Kunsttischlerei für Intarsienarbeiten verwendet. Foto: Gerhard Schuster.

Der Kleinsporige Grünspanbecherling (Chlorociboria aeruginascens) ist auf morschem Laubholz zu finden. Das von ihm grünlich-blau verfärbte Holz wird in der Tischlerei für Intarsienarbeiten verwendet.

Foto: Gerhard Schuster

Das neue Datenportal „Pilze Deutschlands“ ist ein Portal für all diejenigen, die Nachweisdaten zu Pilzen online eingeben und sich dazu mit weiteren Fachleuten austauschen wollen. Registrierte Nutzer und Nutzerinnen können dort Einzelbeobachtungen punktgenau hochladen oder auch Kartier-/Artenlisten anlegen, die eine schnelle Dateneingabe zu mehreren Arten an einem Ort ermöglichen. Darüber hinaus bietet das Portal die Möglichkeit, sich die eigenen sowie die aggregierten Nachweisdaten anderer Beobachterinnen und Beobachter kartografisch darstellen zu lassen.


„Pilze Deutschlands“ ist das jüngste Mitglied einer Familie von Portalen, die das Rote-Liste-Zentrum in den letzten vier Jahren eingerichtet hat. Vergleichbare Plattformen gibt es bereits zu den Algen, den Moosen, den Flechten, den Mollusken sowie den Netzflüglern Deutschlands. Die Portale wurden vom Rote-Liste-Zentrum im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMUV) entwickelt, denn für die Gefährdungseinstufung einer Art sind gute Datengrundlagen unerlässlich.

Über die Roten Listen

Der Königsröhrling (Boletus regius) ist in der Roten Liste als "stark gefährdet" eingestuft. Deutschland ist für seine Erhaltung in besonders hohem Maße verantwortlich. Foto: Matthias Theiss

Der Königsröhrling (Boletus regius) ist in der Roten Liste als "stark gefährdet" eingestuft. Deutschland ist für seine Erhaltung in besonders hohem Maße verantwortlich.

Foto: Matthias Theiss

Rote Listen sind wissenschaftliche Fachgutachten und dienen insbesondere der Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungssituation der Arten. Sie sind u.a. Datenquelle für gesetzgeberische Maßnahmen, Grundlage und Argumentationshilfe für raum- und umweltrelevante Planungen und zeigen Handlungsbedarf für die Erhaltung von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten auf.


Die Roten Listen der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands werden vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgegeben. Das Rote-Liste-Zentrum koordiniert im Auftrag des BfN seit 2019 die Erstellung der bundesweiten Roten Listen. Es begleitet und unterstützt die jeweiligen Expertinnen und Experten fachlich, organisatorisch und finanziell. Das Rote-Liste-Zentrum ist im DLR Projektträger, Bonn, angesiedelt.


Weitere Informationen


•    Datenportal "Pilze Deutschlands"
•    Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. (DGfM)
•    Rote Listen der Pilze Deutschlands

(Artikel erstellt am 18.2.2025)

Auch Schleimpilze wie Arcyria ferruginea sind im neuen Pilzportal zu finden. Die Rote Liste Deutschlands verzeichnet für die Art eine „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“. Foto: Petra und Werner Eimann.

Auch Schleimpilze wie Arcyria ferruginea sind im neuen Pilzportal zu finden. Die Rote Liste Deutschlands verzeichnet für die Art eine „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“.

Foto: Petra und Werner Eimann.