Benannt nach Apollon, dem griechischen Gott des Lichtes, ist der Apollofalter nahezu ausschließlich bei Sonnenschein aktiv. Seine Weibchen schützt er durch einen „Keuschheitsgürtel“. Der sehr seltene und stark gefährdete Schmetterling fliegt zwischen Ende Mai und August. Seine Unterart, der Mosel-Apollifalter, ist der Schmetterling des Jahres 2024.
Felsige, waldfreie Biotope bilden den Lebensraum des Roten Apollo (Parnassius apollo), sofern es dort Massenbestände an Dickblattgewächsen gibt: Fetthennen und verwandte Pflanzen sind die Nahrung der Raupen. Im außeralpinen Raum Deutschlands sind solche Lebensräume selten geworden. Allerdings war das nicht immer so: Während der letzten Kaltzeit prägten Kältesteppen das Landschaftsbild, die der Apollofalter von seiner ursprünglichen Heimat, den zentralasiatischen Hochgebirgen, aus besiedeln konnte. Mit der Rückkehr der Bäume vor etwa 12.000 Jahren starb die Art vielerorts wieder aus, denn sie konnte nur an den waldfreien Fels-, Schutt- und Geröllfluren der Mittel- und Hochgebirge überleben. Dies führte zu verinselten Populationen und damit zur Entstehung von Unterarten wie dem Mosel-Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis), den es weltweit nur im rheinland-pfälzischen Moseltal gibt.
Der Apollofalter ist einbrütig, das heißt, er bildet pro Jahr eine Generation aus. Weit mehr als die Hälfte des Jahres überdauern die Tiere als Ei, obwohl darin bereits zehn Tage nach der Eiablage im Sommer eine winzige schlupffähige Raupe liegt. Nach der Überwinterung zwischen Februar und März nagt sie seitlich in die Eihülle ein Loch, gerade so groß, dass ihr Körper hindurchpasst. In Mitteleuropa lebt die Raupe nahezu ausschließlich an der Weißen Fetthenne (Sedum album). Sie entwickelt sich innerhalb von 60 bis 70 Tagen bis zur Puppe, aus der nach zwei bis drei Wochen im Mai/Juni der Falter schlüpft.
Bei Sonnenschein fliegen männliche Apollofalter oft rastlos umher und suchen nach unverpaarten Weibchen. Entdecken sie eines, verfolgen sie es, um sich mit diesem nach kurzer Balz zu paaren. Dabei versiegelt das Männchen das weibliche Hinterleibsende mit einem Sekret, das anschließend erstarrt. Diese sogenannte Sphragis wirkt wie ein Keuschheitsgürtel und verhindert eine erneute Begattung des Weibchens.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam der Apollofalter in mehreren Mittelgebirgen Deutschlands vor. Relativ dicht besiedelt waren die Schwäbische und die Fränkische Alb, wo die Art von der Beweidung profitierte: Schafe und Ziegen hielten die kargen, mit Felsen durchsetzten Landschaften offen und förderten auf diese Weise sowohl die konkurrenzschwachen Pflanzen, auf denen die Raupen leben, als auch die Nektarpflanzen der Falter. Nach der weitgehenden Aufgabe dieser Bewirtschaftungsform verdrängten die aufkommenden Gehölze das Nahrungsangebot, so dass der Apollofalter dort fast überall verschwand.
Im Moseltal führte der Rückgang des kleinparzellierten Weinbaus, der ein Zuwachsen angrenzender Felshänge verhinderte, zum Verlust sämtlicher Lebensräume des Schmetterlings. Gleichzeitig brachte der moderne Weinanbau durch den massiven Einsatz von Pestiziden neue Gefahren mit sich.
Bis heute hat im außeralpinen Raum lediglich eine Handvoll Populationen des Apollofalters überlebt, deren Fortbestand von umfangreichen Artenhilfsprogrammen abhängig ist. Diese könnten jedoch vor dem Hintergrund des Klimawandels ihre Wirkung verfehlen, da unter anderem die zunehmend trockenheißen Sommer und der daraus resultierende Blütenmangel der Art schon jetzt zusetzen.
Die Rote Liste der Tagfalter Deutschlands führt den Roten Apollo (Parnassius apollo) als sehr selten und stark gefährdet auf; siehe auch den Steckbrief mit den wichtigsten Rote-Liste-Daten.
Ein Beitrag von Daniel Müller
Seit seiner Kindheit beschäftigt sich Daniel Müller mit Schmetterlingen, insbesondere mit den Arten seiner Heimatregion, dem unteren Moseltal. Der studierte Biologe ist in einem Planungsbüro tätig, wo er sich unter anderem für den Erhalt des Mosel-Apollofalters einsetzt.
Müller, D. (2023): Tagfalter in Rheinland-Pfalz – Der Apollofalter Parnassius apollo (LINNAEUS,1758). Website des BUND Rheinland-Pfalz, abgerufen Mai 2023.
MÜLLER, D. und GRIEBELER, E. M. (2021): Der Apollofalter Parnassius apollo (LINNAEUS, 1758) in Rheinland-Pfalz – Verbreitung, Bestandstrends und Phänologie (Lep., Papilionidae). – Melanargia 33 (2): 65-96, Leverkusen
GEYER, A. (2019): Der Apollofalter im Kleinziegenfelder Tal – Erhaltung und Sicherung der letzten Population in der Fränkischen Schweiz.– ANLiegen Natur 41(1): 113–122, Laufen
Landkreis Mayen-Koblenz, Referat Naturschutz/Wasserwirtschaft: Mission Mosel-Apollo – Rettungsaktion für einen einzigartigen Schmetterling. – Website der Unteren Naturschutzbehörde, abgerufen Mai 2023
Reinhardt, R. & Bolz, R. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 167–194.
Die BUND-NRW Naturschutzstiftung und die AG Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. machen mit ihrer Wahl auf den stark gefährdeten Schmetterling aufmerksam, dessen Zahl seit 2012 massiv zurückgeht. Sie haben insbesondere den Pestizideinsatz per Hubschrauber im benachbarten Weinbau als Gefährdungsursache identifiziert. Weitere Informationen hier.