Sanddornfrüchte gelten zwar als Vitamin-C-Bomben, aber zum Naschen taugen sie nicht. Oft zerdrückt man sie schon beim Pflücken zu Brei und dann schmecken sie so sauer, dass man sie doch lieber den Vögeln überlässt. Im Landschaftsbau schätzt man aber eine andere Fähigkeit: Mit seinen tief reichenden und weit verzweigten Wurzeln kann der Sanddorn Rohböden gegen Erosion schützen. Die Konkurrenzkraft selbst auf sterilen Böden hängt damit zusammen, dass seine unterirdischen Organe eine Symbiose mit Luftstickstoff bindenden Bakterien eingehen, die den Standort auf natürliche Art und Weise düngen.
An ihren knotigen, bedornten Zweigen und dem sparrigen Wuchs kann man Sanddorn-Sträucher gut erkennen. Die schmalen Blätter sind graugrün, Blattunterseiten, junge Triebe und Knospen sind von schuppigen Härchen besetzt, die das Licht brechen und der Pflanze ihre charakteristische graugrüne Farbe mit bronzeartigem Schimmer verleihen. Der Strauch gehört zu den Ölweidengewächsen.
Sanddorn ist zweihäusig, das bedeutet, dass auf einem Strauch entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten wachsen. Für einen Fruchtansatz an den weiblichen Sträuchern braucht es daher unbedingt auch männliche Sträucher in der Nähe. Im zeitigen Frühjahr überträgt der Wind den Pollen. Insekten nehmen kaum Notiz von den Blüten, denn die spenden keinen Nektar.
Bis zum Spätsommer entwickeln sich dann die kurz gestielten, beerenartigen Früchte. Sie lassen sich nur schwer von den Zweigen lösen. Für Zugvögel wie Drosseln sind sie eine wichtige Winternahrung. Die Vitamin C-reiche „Zitrone des Nordens“ dient auch zur Herstellung von Fruchtsäften, Gelees, Likör, Heilmitteln und Kosmetika. Das Erntegut für solche Produkte stammt aber ganz überwiegend nicht aus natürlichen Vorkommen, sondern aus kommerziellen Sanddorn-Plantagen. Dort beobachtet man seit einigen Jahren ein großflächiges Absterben der Sträucher. In geringerem Umfang ist dieses Phänomen schon lange auch aus Wildpopulationen bekannt. Die Ursachen sind nicht völlig geklärt. Möglicherweise wirken mehrere Faktoren, wie Trockenstress, Infektionen durch Pilze und Schädigungen der Symbiosepartner durch Fadenwürmer zusammen.
In Deutschland kommen drei Unterarten des Sanddorns vor, die in der Roten Liste unterschiedlich bewertet werden: Auf Dünen und anderen armen Böden in Küstennähe von Nord- und Ostsee findet man die bisher ungefährdete Subspezies rhamnoides. Wo einem dieser „Gewöhnliche Sanddorn“ in anderen Naturräumen begegnet, ist er meist gepflanzt.
Die Schotterbänke der (Vor-)Alpenflüsse werden von der selten gewordenen Subspezies fluviatilis besiedelt. Früher schufen Hochwässer und Sedimentverlagerungen in den Auen immer wieder geeignete Standorte in Form frischer Kiesbänke und Uferanrisse, die heute wegen Begradigung und Uferverbau kaum noch entstehen. Der Fluss-Sanddorn gilt deshalb als gefährdet (Kategorie 3). Die dritte und wenig bekannte Subspezies carpatica stammt aus Südosteuropa und wird für Deutschland nur aus Südbayern angegeben. Für die Bewertung des Karpaten-Sanddorns liegen keine ausreichenden Daten vor.
Metzing, D.; Garve, E. & Matzke-Hajek, G. (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Trachaeophyta) Deutschlands. – In: Metzing, D., Hofbauer, N., Ludwig, G. & Matzke-Hajek, G. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 7: Pflanzen. – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (7): 13–358.
Die Rote-Liste-Daten stehen zum kostenfreien Download zur Verfügung.