Viel entdeckt und noch mehr gelernt

Früh aufstehen und lange wach bleiben, hieß es beim Bestimmungskurs Netzflügler am Wochenende (12.-14. Juli 2024) in Bad Bevensen. Die Teilnehmenden konnten ihr „Lehrmaterial“ selbst fangen und direkt vor Ort bestimmen. Neuropteren-Spezialisten hatten im Auftrag des Rote-Liste-Zentrums einen dreitägigen Kurs angeboten, um Kenntnisse über Netzflügler, ihren Fang und die Bestimmung zu vermitteln. Dabei stand die praktische Arbeit im Umgang mit dieser wenig bekannten Artengruppe im Mittelpunkt.

Von Studierenden bis zu erfahrenen Entomologen und Entomologinnen

Axel Gruppe erläutert die Fangmethode mit Handkeschern. Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Erläuterung der Fangmethoden direkt vor Ort.

 Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Nach einer Einführung in die Sammeltechnik (u.a. Netzfang, Lichtfang, Klopfschirm sowie Tag-u. Nachtfangmethoden) ging es direkt raus ins Gelände um bis in die Nacht hinein das erste Lehrmaterial zu fangen. Am nächsten Tag hieß es „früh aufstehen und lange wach bleiben“, denn die Sammelexkursion begann schon im Morgengrauen und endete mit Lichtfängen in der Nacht. So konnten die Teilnehmenden im Kursraum mit Binokularen größtenteils eigene Fänge bearbeiten. Die Kursleiter hatten dafür eigens einen Bestimmungsschlüssel aufbereitet und Referenzobjekte zur Verfügung gestellt. Eine praktische Einführung in die Präparation mit Tipps zum Anlegen einer Belegsammlung rundeten das Kursanbot ab.

Nächtlicher Lichtfang zum Fang verschiedener Arten. Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Nächtlicher Lichtfang zum Fang verschiedener Arten. 

Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Trotz suboptimalen Wetters – kühl und nass mögen Netzflügler nicht – wurden an diesem Wochenende 18 Arten aus unterschiedlichen Familien gefunden. Zugute kam dabei die Diversität des untersuchten Geländes mit unterschiedlichen Habitaten: Wiesen, offene Flächen, Flussufer, Laub- und Nadelwälder. Als Teil der Nachbetreuung des Kurses sollen die Funde in einer Zeitschrift publiziert werden.

Der dreitägige Kurs sollte die Teilnehmenden dazu befähigen, sich mit Netzflüglern zu beschäftigen und sich gegebenenfalls an der Erstellung künftiger Roter Listen dieser Artengruppe zu beteiligen. Unter den Teilnehmenden waren Studierende ebenso wie erfahrene Entomologinnen und Entomologen, die ihre Kenntnisse der Netzflügler erweitern wollten. Das Interesse an dem Kurs war so groß, dass leider nicht alle Bewerbungen berücksichtigt werden konnten.

Im Kursraum wurden die Fänge unter Anleitung der Kursleiter bestimmt. Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Die Fänge wurden anschließend unter Anleitung der Kursleiter bestimmt.

Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Neuropteren, auch Netzflügler genannt, sind eine kleine Insektengruppe mit etwas mehr als 120 Arten in Deutschland. Zu ihnen gehören die Grünen Florfliegen und Ameisenlöwen, aber auch weniger bekannte Vertreter wie Braune Florfliegen, Kamelhalsfliegen oder Staubhafte. Trotz der geringen Artenzahl ist die Kenntnis über ihre Verbreitung in Deutschland unzureichend und es werden regelmäßig neue Arten gefunden.

Die Kursleiter Axel Gruppe und Steffen Potel werden die Kursteilnehmenden auch weiterhin bei ihrer Beschäftigung mit Netzflüglern unterstützen. Sie haben langjährige Erfahrung in der Untersuchung von Biologie und Ökologie der Netzflügler und sind Autoren verschiedener Roter Listen. Zur Zeit gibt es nur wenige Fachleute für Neuropteren, so dass weitere Artenkenner und Artenkennerinnen herzlich willkommen sind – eine Chance, nicht nur für den akademischen Nachwuchs!

Die gemeine Florfliege ist die bekannteste Art der Netzflügler. Foto: Axel Gruppe

Die Gemeine Florfliege ist die bekannteste Art der Netzflügler.

Foto: Dr. Axel Gruppe

Weitere Informationen zu Netzflüglern

Der Schwerpunkt des Bestimmungskurses lag auf der Vermittlung von praktischen Kenntnissen im Umgang mit Netzflüglern. Foto: Dr. Wolfgang Kathe

Der Schwerpunkt des Kurses lag auf der Vermittlung von praktischen Kenntnissen im Umgang mit Netzflüglern.

Foto: Dr. Wolfgang Kathe