Der wärmeliebende Trauer-Rosenkäfer ist heutzutage auch im Norden zu Hause. Der kleine Blütenbewohner verschläft den Winter und verliert im Frühjahr seinen "Pelz". Er gilt als Gewinner des Klimawandels.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde der kontrastreich gepunktete Käfer von Nikolaus Poda von Neuhaus (1723-1798). Der österreichische Entomologe und Geistliche verfasste 1761 das erste ausschließlich insektenkundliche Werk, das sich nach der seinerzeit ganz neuen linnéschen Nomenklatur richtete. Poda nannte die Art „Scarabaeus Funestus“, wobei funestus so viel wie „in Trauer versetzt“ bedeutet.
Die Käfergattung der Skarabäen wurde damals viel weiter gefasst als heute und umfasste neben den Pillendrehern eben auch die Rosenkäfer und andere Vertreter der Blatthornkäfer. Heute heißt die Art Oxythyrea funesta.
Als Lebensraum der Art notierte Poda in seinem Buch die drei Worte „Habitat in floribus“ – zu Deutsch: Er wohnt in den Blumen. Damit ist treffend charakterisiert, wo man dem etwa 10 Millimeter großen Insekt am ehesten begegnet: Auf den Blüten vieler einheimischer Stauden und Sträucher. Die Tiere fressen dort Pollen, nutzen aber bei nasskaltem Wetter halbgeschlossene Blüten auch als Unterschlupf.
Die bis zu 30 Millimeter langen Larven leben im Boden und fressen an Pflanzenwurzeln. Nach der Verpuppung im Boden und der Metamorphose schlüpfen die vollständig entwickelten Käfer im Herbst, verschlafen aber den Winter noch im Boden. Erst im Frühjahr kommen sie an die Oberfläche und können dann von Mai bis Juli gefunden werden. Anfangs sind ihre weiß gepunkteten Deckflügel dicht behaart. Später geht diese Behaarung verloren, im Juli sind davon oft nur kümmerliche Reste vorhanden.
In der Roten Listen der Käfer Deutschlands von 1998 wurde der Trauer-Rosenkäfer noch in die Kategorie „Stark gefährdet“ eingeordnet. Der kleine dunkle Vertreter aus der Familie der Blatthornkäfer war nur aus den südlichen Bundesländern bekannt und wurde selten nachgewiesen. In den letzten 25 Jahren hat er sich aber immer weiter nach Norden ausgebreitet, ist mittlerweile nicht mehr nur in den Wärmegebieten zu beobachten und fast überall deutlich häufiger geworden. Vermutlich gehört der Trauer-Rosenkäfer damit zu den Nutznießern des Klimawandels.
Die neue Rote Liste der Blatthornkäfer Deutschlands (2021) verzeichnet den Trauer-Rosenkäfer als ungefährdet. Anderen Blatthornkäfern geht es schlechter: Von den insgesamt 174 etablierten und bewerteten Arten müssen 20 (11 %) als ausgestorben oder verschollen gelten. 43 (25 %) der Arten sind in den beiden Kategorien als „Vom Aussterben bedroht“ oder „Stark gefährdet“ eingestuft, 14 Arten (8 %) sind gefährdet, 12 (7 %) gelten als extrem selten und 7 Arten (4 %) sind in die Vorwarnliste aufgenommen. Für drei Arten ist die Datenlage derzeit für eine Einstufung unzureichend. Als ungefährdet gelten 75 (43 %) der einheimischen Arten.
Die bundesweiten Roten Listen dokumentieren auf wissenschaftlicher Grundlage und in verdichteter Form die Gefährdung der einheimischen Arten. Damit sind sie ein stets verfügbares Fachgutachten, ein Frühwarnsystem für die Entwicklung der biologischen Vielfalt. Die Roten Listen Deutschlands untersuchen nicht nur die gefährdeten, sondern jeweils alle Arten der Organismengruppe – auch die ungefährdeten. Mit ihren Gesamtartenlisten stellen sie eine Inventur der Artenvielfalt dar. Sie werden von Artexperten und Artexpertinnen weitestgehend ehrenamtlich erstellt und vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben.
Die aktuellen Rote-Liste-Daten der Blatthornkäfer sind als Download verfügbar.