Libellen kann man an fast allen Gewässertypen antreffen, einige Arten sind jedoch spezialisiert und kommen nur in Fließgewässern, Mooren oder Quellgewässern vor. Aufgrund ihrer artspezifischen Ansprüche eignen sie sich sehr gut als Bioindikatoren. In Deutschland gehören 79 Arten zur etablierten Libellenfauna.
Einen Großteil ihres Lebens verbringen die räuberischen Libellen als Larven im Wasser. Diese Entwicklungsphase dauert je nach Art einige Wochen bis zu fünf Jahren. Dort besteht ihre Beute vorwiegend aus wirbellosen Tieren; große Larven machen jedoch auch vor kleinen Fischen oder Kaulquappen nicht halt. Wenn sie nach mehreren Häutungen ausgewachsen sind, entschlüpfen die „fertigen“ Libellen über der Wasseroberfläche der letzten Larvenhaut und leben dann meist nur noch wenige Wochen.
Libellen zählen zu den farbenprächtigsten Insekten, was sich auch in deutschen Namen wie Rubinjungfer, Mosaikjungfer, Azurjungfer oder Prachtlibelle widerspiegelt, teils sind ihre Farben von metallischem Glanz. Die einheimischen Arten werden in die Unterordnungen der kräftig gebauten Großlibellen (51 Arten) und der grazileren Kleinlibellen (28 Arten) eingeteilt.
Mit den aus bis zu 28.000 Einzelaugen bestehenden Komplexaugen erfassen Libellen Bewegungen um ein Vielfaches schneller als der Mensch. Ihre Flügel sind unabhängig voneinander beweglich. Dies ermöglicht besonders den Großlibellen rasante Manöver. Aus vollem Flug können sie abrupt abbremsen, rüttelnd in der Luft stehen, senkrecht aufsteigen und sogar rückwärts fliegen. Einige Arten erreichen Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h. Als Ansitz- oder Flugjäger erbeuten sie andere Insekten, beispielsweise Mücken, die sie oft schon im Flug fressen.
Akrobatisch spielt sich auch die Paarung ab. Sie beginnt mit der „Tandembildung“ und geht mit dem herzförmigen Paarungsrad in die eigentliche Begattung über; dies kann teilweise oder auch ganz im Flug ablaufen.
Als bestandsgefährdet werden 29 % der etablierten Libellenarten eingestuft. Zwei Arten gelten als ausgestorben oder verschollen. Derzeit ungefährdet sind 54 % der Libellenarten, weitere 8 % stehen auf der Vorwarnliste. Die restlichen fünf Arten (6 %) sind extrem selten.
Für die Gefährdung der Libellen von besonderer Bedeutung ist der Verlust von Gewässern, insbesondere durch Trockenfallen. Auch nachteilige Veränderungen struktureller Art sowie von abiotischen Parametern und aquatischen Lebensgemeinschaften in den Gewässern tragen dazu bei.
(Stand Anfang 2012: In der Gliederung und im Text angepasster, aber in den Bewertungen unveränderter Nachdruck von Ott et al. (2015) in Libellula, Supplement 14.)
Ott, J.; Conze, K.-J.; Günther, A.; Lohr, M.; Mauersberger, R.; Roland, H.-J. & Suhling, F. (2021): Rote Liste und Gesamtartenliste der Libellen (Odonata) Deutschlands. – In: Ries, M.; Balzer, S.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek , G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 5: Wirbellose Tiere (Teil 3). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (5): 659-679
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.